DZP 2015 Wohnen Kirche im Westhafen Frankfurt
© Lisa Farkas

Sonderpreis 2015 Mehrschalig

WOHNEN + KIRCHE IM WESTHAFEN FRANKFURT

STEFAN FORSTER ARCHITEKTEN

Ort

Frankfurt am Main

Fertigstellung

10/2012

Bauherr

Evangelischer Regionalverband Frankfurt am Main

Architekt

Stefan Forster Architekten

Konstruktion

Mehrschalige Bauweise

Wohneinheiten

14

WOHNEN IN DER KIRCHE

Hinter dem dunklen Klinker findet das pure Leben statt.
 

Im Westhafen Frankfurt - am südwestlichen Rand der Innenstadt und 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof gelegen – entstand 2012 das Gemeindezentrum. Rund 5,8 Millionen Euro investierte der Evangelischen Regionalverband Frankfurt am Main in die neuen Räumlichkeiten, die als Anlaufstelle und Kommunikationspunkt - sprich als Bindeglied zwischen den eher ärmeren Bewohnern des „alten“ Gutleutviertels und den betuchteren Neuzugezogenen im Westhafen dient. Zum Teil wurde das Projekt aus den Erlösen der ehemaligen Liegenschaften an der Windmühlstraße und der für den Neubau aufgegebene Gutleutkirche finanziert. Bewusst wurde auf ein klassisches Erscheinungsbild eines Kirchenbaus verzichtet. Der scharfkantig geschnittene siebengeschossige Kubus hält sich in seiner Höhenentwicklung zurück, allein die Ecküberhöhung im obersten Geschoss lässt einen Rückbezug auf das Motiv einer Kirche zu. Der obere Abschluss des Gebäudes wird durch an einen Glockenturm anmutenden Aufbau gebildet, in dem die Haustechnik des Gebäudes untergebracht ist.

Auf eine Glocke, die die Gläubigen zum Gottesdienst ruft, wurde auf Rücksicht auf die Bewohner des Hauses verzichtet. Die Dualität der verschiedenen Nutzungen findet ihren Ausdruck in drei völlig unterschiedlichen Fassaden: Zur Straßenseite gibt sich der Neubau wie ein städtisches Wohnhaus, mit dem Eingang zu den 14 altersgerechten Wohnungen und der Tiefgarageneinfahrt. Besonders detailliert wurde die Fassade des Gemeindebereichs in den ersten beiden Etagen und fungiert somit auch als urbaner Sockel. Die Fensterbänder der straßenseitigen Wohnbereiche werden so gefaltet, dass intime zurückversetzte Loggien entstehen. Zum Hof öffnet sich das Haus entlang der Wohnzimmer mit durchgehenden Loggien, welche als „Arkadengänge“ mit hervorstehenden Balkonen ausgebildet sind.

Der Gemeindebereich mit einem mutlifunktionalen Saal im Erdgeschoss ist durch zweigeschossig hohe Fenster von Außen ablesbar. Die Nordseite mit einem kleinen erhöhten Vorplatz von dem aus die öffentlichen Bereiche des Gebäudes und dem erdgeschossigen Gemeindesaal erschlossen werden, stellt Assoziationen zu einem Kirchenbau her. Der Eingangsbereich wird durch ein in Backstein profiliertes Kreuz, einem Gebäudeeinschnitt und das zweigeschossig hohe Eingangsportal betont. Die Profilierung des Sockels wird zwischen den horizontalen Fensterbänder mit liegenden Fensterformaten wieder aufgenommen. Zusammen mit der angrenzenden Kita entsteht zum Platz hin ein Ensemble an öffentlichen Nutzungen, die den Stadtraum beleben. Unterstützt wird die Adressbildung der Hoffnungsgemeinde durch die auffallend dunkel gehaltene Gestaltung der Fassaden. Rotbräunlich anmutenden Holzfenster kontrastieren zu dem fast schwarzen Klinker, welcher an die Vergangenheit des Westhafens mit seinen Lagerhäusern und Getreidespeichern erinnert. Gesimse aus hellem Betonwerkstein unterstreichen die Fensteröffnungen des Baus und bilden einen harmonischen Kontrast zur kraftvollen Klinkerverkleidung.

Pro Etage werden regulär drei, im 6. Obergeschoss zwei unterschiedliche Grundrisstypen und Größen angeboten: Jeweils eine kleine „durchgesteckte“ Wohnung, sowie eine große zum Innenhof orientierte Wohnung mit „durchgesteckter“ Küche und eine mittlere zur Straße hin orientierte Wohneinheit. Im Allgemeinen richten sich die Wohnbereiche zum ruhigen begrünten Innenhof aus. Die verschiedenen Wohnungsgrößen ermöglichen eine Durchmischung hausgemeinschaftlicher Strukturen – von Alleinstehenden bis hin zur Familie. Ein generationengerechtes Miteinander wird gefördert, aber nicht erzwungen. Lichtdurchflutete helle Räume, ausgestattet mit hochwertigem Parkettböden, bieten ein hohes Maß an Wohnqualität. Auf die Bedürfnisse der älteren Bewohner angepasst werden die Duschen bodengleich und die Zimmer- und Badtüren 1,01 Meter breit ausgeführt. Die geforderte Bewegungsfreiheit bedingt daher eine gewisse Großzügigkeit. Alle Wohnungen sind mit mindestens einer Loggia oder Terrasse ausgestattet, ein klares Bekenntnis zum urbanen Wohnen. Der notwendige Aussenbezug der Wohnung wird zu einem geschützten offenen Raum. Von den sehr großzügigen extrovertierten Dachterrassen der Wohnungen im 6. Obergeschoss hat man einen herrlichen Blick auf den nahegelegen Taunus.

PLÄNE